Wertvoller Austausch für Hessens Landwirtschaft
Das Treffen des Hessischen Bauernverbandes (HBV) mit den Amtsleiterinnen und Amtsleitern Landwirtschaft hat Tradition. Jahr für Jahr kommen die Vertreterinnen und Vertreter zusammen, um die aktuellen Rahmenbedingungen der Landwirtschaft zu diskutieren. Wieder einmal war der Austausch geprägt durch eine wertvolle und konstruktive Diskussion.
Und das Ziel aller Akteure ist klar: Die Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen im Sinne der hessischen Landwirtschaft in Zeiten wachsender Herausforderungen.
Breite Agenda – von Natur bis Infrastruktur
Die Diskussion zeigte wieder einmal die Themenfülle in der Landwirtschaft. Vom aktuellen Stand der Naturwiederherstellungsverordnung, über die Antragsstellung 2025 bis hin zu Regionalplanung, Infrastrukturmaßnahmen und Flächenverbrauch. Zahlreiche politische Rahmenbedingungen, welche aus Brüssel, Berlin oder Wiesbaden auf dem Weg gebracht werden, beeinflussen den Alltag der Betriebe enorm und sorgen zum Teil für Unsicherheiten, Unverständnis und Planungsunsicherheiten.
EU-Naturwiederherstellungsverordnung: Herausforderung für Landwirtschaft und Politik
Seit August 2024 gilt die EU-Naturwiederherstellungsverordnung. Bis Oktober 2025 müssen die Länder umfassende Daten liefern. Die Verordnung bedeutet einen Kurswechsel: Nicht mehr nur Schutz, sondern aktive Wiederherstellung. Und das ohne klar definierten Ausgangszustand. Die Bewertung erfolgt über Indikatoren, die teils wissenschaftlich umstritten und oft praxisfern sind.
Die Landwirtschaft ist bereit mitzuwirken – unter einer Bedingung: Maßnahmen müssen wirtschaftlich tragfähig und praxistauglich sein. Pauschale Flächenziele lehnt der HBV ab. Sie erhöhen den Druck auf knappe Flächen und gefährden die regionale Lebensmittelproduktion. Bewirtschaftungsfreiheit und regionale Besonderheiten müssen gewahrt bleiben. Kooperation statt Zwang ist entscheidend; hoheitliche Planungen und Schutzgebietsausweisungen sind keine Lösung. Die Finanzierung ist ungeklärt. Zusätzliche Mittel außerhalb der EU-Agrarpolitik und ein verlässlicher Ausgleich für Landwirte sind unerlässlich.
Die politischen Verantwortlichen müssen für diesen Prozess alle beteiligten Akteure an der Umsetzung der Naturwiederherstellungsverordnung zwingend beteiligt, damit eine Umsetzung gelingen kann.
Ruhige Antragsstellung 2025 aber Unruhen mit der HeLaWi-App
Die Antragsstellung im dritten Jahr der neuen Förderperiode verlief insgesamt ruhig und gut. Das zeigt: Prozesse können sich positiv entwickeln, wenn Abläufe klar und praxistauglich gestaltet sind.
Ganz anders die Erfahrungen mit der HeLaWi-App in den letzten Wochen und Monaten. Das Land Hessen hat sie mit dem Ziel entwickelt, den Kontrollaufwand für Betriebe und Verwaltung deutlich zu senken. Moderne Technologien und digitale Prozesse sollen Effizienz bringen – ein Ansatz, den der Hessische Bauernverband ausdrücklich unterstützt.
Die Realität sieht jedoch anders aus: In den vergangenen Wochen erhielten Betriebe zahlreiche Fotoaufträge und Nachweispflichten – in einem Umfang, der weder verhältnismäßig noch praktikabel ist. Das Ergebnis: unnötiger Mehraufwand, Verunsicherung und Unverständnis. Um Betriebe und Verwaltung effektiv zu entlasten, bedarf es hier deutlichen Verbesserungen des IT-Systems.
Konkurrenz um die Fläche
Die Konkurrenz um Flächen zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Infrastrukturprojekten nimmt zu und geht in den meisten Fällen zu Lasten von Nahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherheit.
Die Versiegelung landwirtschaftlicher Nutzflächen ist ein unterschätzter Risikofaktor und hat einen langfristigen Einfluss auf Hessens Regionen. Ziel muss es sein, die landwirtschaftliche Nutzfläche zu erhalten und die unterschiedlichen Nutzungsansprüche flächenschonend umzusetzen.