Stillstand mitten in der Erntezeit

08.08.2023
Erntepressegespräch Schneider Kersten
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Erhebliche Ertragseinbußen durch anhaltendes Regenwetter erwartet

**Achtung, bei den Zahlen hat sich ein Fehler eingeschlichen, die Anbaufläche der Wintergerste beträgt ca. 61.000 ha und nicht wie zunächst genannt 79.000 ha diese Zahl beinhaltet den gesamten Gerstenanbau von Winter- und Sommergerste.**

„Durch die anhaltenden Niederschläge stehen die Mähdrescher in weiten Teilen Hessens bereits seit mehr als zwei Wochen still“, sagte Stefan Schneider, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV) und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld, beim zweiten Erntepressegespräch des HBV auf dem Betrieb von Lukas Kersten in Fulda-Maberzell. „Wir hoffen, dass die Ernte diese Woche endlich weitergehen kann, jedoch müssen wir nun mit erheblichen Qualitäts- und Ertragseinbußen rechnen. Regional haben sich z.B. Weizenbestände aufgrund der Feuchtigkeit schwarz gefärbt. Ein Großteil des Weizens wird keine Backqualität mehr erreichen“, so Schneider. Für die weitere Ernte brauche es nun dringend eine stabile Trockenphase, so Schneider.

Der Vizepräsident des Bauernverbandes erklärte, dass aktuell ein sehr heterogener Erntefortschritt in Hessen herrsche: „In weiten Teilen Hessens ist die Wintergerstenernte bereits beendet, in Nordhessen müssen aber noch Restflächen gedroschen werden. In Südhessen ist die Ernte des Winterweizens teilweise sogar schon beendet, im Norden Hessens jedoch noch gar nicht gestartet. Hessenweit sind erst rund 35-40 Prozent des Winterweizens gedroschen.“ Bei der Wintergerste werden bei einer Anbaufläche von rund 61.000 Hektar Erträge von ca. 78 dt/ha erwartet, beim Winterweizen etwa 78 dt/ha bei einer Anbaufläche von ungefähr 142.000 Hektar. Die Erträge des auf ca. 44.000 Hektar angebauten Winterrapses werden aktuell auf ca. 35 dt/ha geschätzt.

Profiteure der nassen Witterungsbedingungen seien Herbstkulturen wie Mais oder Zuckerrüben sowie das Grünland. „Denn aktuell findet die Kolbenentwicklung beim Mais und das Wachstum des Rübenkörpers bei den Zuckerrüben statt – durch die Niederschläge können sich die Bestände von den Trockenschäden aus dem Juni noch gut erholen“, erläuterte Stefan Schneider.

Betriebsleiter Lukas Kersten konnte die Ernte von Wintergerste und Winterraps bereits vor den vielen Niederschlägen abschließen, die Winterweizenernte musste er aufgrund der Witterung unterbrechen: „Vor dem Regen war es grundsätzlich eine zufriedenstellende Ernte mit durchschnittlichen Erträgen und guten Qualitäten, bei der Wintergerste sogar eher überdurchschnittlich. Die Rapsernte war etwas enttäuschender, wir haben zwar gute Ölgehalte von 45-46 Prozent, aber nicht ganz die vier Tonnen pro Hektar erreicht. Der viele Regen – seit Beginn der Regenperiode Ende Juli gab es bei uns teilweise bis zu 120 Liter pro Quadratmeter – macht es jetzt natürlich schwieriger, wir müssen abwarten, wie die Qualitäten des Weizens letztendlich ausfallen werden.“ Für Kulturen wie den Mais sei der viele Regen allerdings Gold wert gewesen, so Kersten.

Hinsichtlich der aktuellen politischen Rahmenbedingungen betonte Vizepräsident Schneider, dass zusätzlich zu den derzeitigen Herausforderungen durch den Klimawandel praxisferne Vorschläge der EU-Kommission, z.B. die „Sustainable Use Regulation“ (SUR) zur pauschalen Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln, zu weiteren Ertragsrückgängen führen könnten. „Die Landwirtinnen und Landwirte brauchen stabile politische Rahmenbedingungen und müssen viel mehr mit einbezogen werden. Gemeinsam und mit produktionsintegrierten Maßnahmen können wir noch viel mehr beim Klima-, Natur- und Artenschutz erreichen“, so Schneider.

Weizenfeld
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