Liebe Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,
landes- und bundespolitische Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft könnten nicht stärker polarisieren. Auf der einen Seite dominieren die Versuche nach pragmatischen Ansätzen und Lösungen, auf der anderen siegt Mikromanagement und ‘gold plating’. Zumindest eines teilt man sich – die äußerst angespannte Haushaltslage, bei der es dem Verband bisher gut gelungen ist, Schlimmeres
zu verhindern.
Landwirtschaft hat sich stets weiterentwickelt – proaktiv. Damit wir die kommenden Aufgaben angehen können, müssen wir als Landwirtschaft zusammenstehen, denn daraus erwächst Stärke. Die Proteste zu Beginn des Jahres sind ein eindrückliches Beispiel dafür, was wir gemeinsam erreichen können: Die Kfz-Steuerbefreiung bleibt uns erhalten und die Agrardiesel-Streichung konnte gestreckt werden. Letztere wird Thema des Bundestagswahlkampfes werden. Wir konnten dazu beitragen, die politische Debatte in Deutschland und Europa neu auszurichten und dringend notwendige Anpassungen auf der politischen Agenda erreichen. Das Thema Bürokratieabbau haben wir gesetzt. Radikale Kräfte haben wir in Zaum gehalten. Auch wenn es mitunter schwerfällt, hinzunehmen, dass (voraussichtlich) 5 Jahre Ampel in Berlin kaum berufsständische Forderungen umsetzen konnte, sind wir gerade stark wie selten zuvor und wollen das auch bleiben.
In zahlreichen Schreiben, Stellungnahmen, Positionspapieren und Gesprächen hat der Hessische Bauernverband die politischen Vertreterinnen und Vertreter auf Bundes- und Landesebene immer wieder darauf hingewiesen, was es für die Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe bedeutet, wenn sie von übermäßigen bürokratischen Auflagen im europäischen Wettbewerb ausgebremst werden. Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind bereit für mehr Klimaschutz, mehr Biodiversität und mehr Tierwohl, dafür brauchen sie jedoch wirtschaftliche Perspektiven sowie starke ländliche Räume. Dafür werden wir uns auch in Zukunft mit größtem Nachdruck einsetzen.
Auch unsere Arbeit entwickelt sich weiter. Unser Ehrenamt ist nicht mehr nur Interessenvertreter, sondern politisch-gesellschaftlicher Kommunikator. Die Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen im Hauptamt verstehe ich als die von Managern digitaler Informationsflüsse. Es ist mein erklärtes Ziel, die Art und Weise, wie der Verband kommuniziert – nach innen wie nach außen – weiter zu professionalisieren und zu entwickeln. Hier hat sich in der letzten Zeit schon viel getan, daran knüpfen wir an. Auch der von vielen Kreis- und Regionalgeschäftsstellen mitgetragene Weg hin zu einem vereinheitlichten Mitglieder- und Dokumentenverwaltungssystem wird bald schon seine Nutzen ausspielen können.
Landwirtschaft stärken bedeutet auch gleichzeitig ländliche Räume stärken. Diese Erwartung haben wir auch den zur Wahl stehenden Kandidaten der Europawahl 2024 in unseren Gesprächen mit auf den Weg gegeben. In einem Forderungspapier haben wir unsere Kernanliegen für eine moderne und vielfältige Landwirtschaft in Hessen gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Ländlicher Raum zusammengefasst. Diesen Anliegen konnten wir unter anderem auf den Eröffnungsveranstaltungen der Landwirtschaftlichen
Wochen Nord- und Südhessen, dem Hessischen Bauerntag und dem Empfang des Hessentags in Gesprächen mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wirtschaft Nachdruck verleihen. Im Vorfeld der Wahl lenkten wir in einem Pressegespräch erfolgreich die Aufmerksamkeit der Medien auf unsere Erwartungen an die Politik nach der Wahl.
Mein Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Friedrichsdorf für ihre engagierte Arbeit sowie allen Ehrenamtlichen für ihren unermüdlichen Einsatz in sicher nicht einfacher werdenden Zeiten und sicher nicht zu wenig Arbeit. Der vorliegende Geschäftsbericht informiert Sie über die wesentlichen Tätigkeitsfelder, Erfolge und Leistungen des Hessischen Bauernverbandes. Anknüpfend an meine Worte zu einer sich weiterentwickelnden Informationskultur oben stelle ich absichtlich etwas vage in Aussicht, dass dies gegebenenfalls der letzte Tätigkeitsbericht dieser Art sein könnte, ich aber umso mehr Freude beim Lesen dessen wünsche.
Den Abschluss meines Vorwortes verbinde ich noch mit einigen persönlichen Anmerkungen, gar Wünschen. Ich freue mich sehr auf mein künftiges Aufgabenfeld, welches ich ganz im Sinne der Weiterentwicklung des Verbandes eigenverantwortlich ausgestalten kann. Für den Rückhalt und das Vertrauen des Vorstandes dabei bedanke ich mich herzlich. Ich messe mich dabei an meinen eigenen Vorstellungen und selbst gestellten Aufgaben. Es geht mir um zu hebende Synergien, um den sinnvollen Einsatz digitaler Techniken und neuer Formate, insbesondere für die interne Sichtbarkeit und auszubildende Netzwerke junger Unternehmer und um die Weiterentwicklung der Dienstleistungsgeschäfte der Kreis- und Regionalverbände.
Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit!
Herzliche Grüße
Ihr
Sebastian Schneider
Generalsekretär