Erfolgsbilanz vom Acker: Hessen zeigt, wie nachhaltige Landwirtschaft geht

23.07.2025
Die Landwirtschaft in Hessen zeigt, wie Nachhaltigkeit konkret aussieht: Der Stickstoffüberschuss liegt erstmals unter dem Zielwert, und die Flächen mit hohem Naturwert bleiben auf hohem Niveau. Der Bauernverband fordert nun: Planungssicherheit und Investitionen für die Zukunft.
Landschaft Dautphe
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Ein Sektor mit Verantwortung

Die Landwirtschaft in Hessen steht unter Druck – und liefert dennoch. Der Fortschrittsbericht 2024 zur Nachhaltigkeitsstrategie des Landes zeigt: Hessens Bauern wirtschaften nicht nur effizient, sondern auch ökologisch verantwortungsvoll. Zwei Indikatoren stechen dabei besonders hervor: der Stickstoffüberschuss und die Flächen mit hohem Naturwert.

Stickstoff: Zielwert erstmals unterschritten

Stickstoff ist ein zentraler Pflanzennährstoff – aber im Übermaß ein Umweltproblem. Zu viel davon gelangt über Düngung in Böden und Gewässer, belastet das Grundwasser und gefährdet die Biodiversität. Umso bemerkenswerter ist die Entwicklung in Hessen: Der Stickstoffüberschuss lag 2021 bei nur noch 36,9 kg/ha – und damit erstmals unter dem Zielwert von 40 kg/ha, den die Nachhaltigkeitsstrategie für das Jahr 2030 vorgibt.

Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt lag im selben Jahr bei 41,5 kg/ha. Hessen bleibt damit unter dem nationalen Niveau – im Schnitt der letzten Jahre um rund 8 kg/ha. Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern Ergebnis gezielter Maßnahmen: präzisere Düngung, Beratung, Fruchtfolgen. Und: gute Ernten wie 2021 helfen, den Stickstoff effizienter zu nutzen. Darüber hinaus tragen besonders Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Gewässerschutz zu der positiven Entwicklung der Stickstoffüberschüsse bei. 

Naturwert: Stabil auf hohem Niveau

Auch beim zweiten Indikator zeigt sich Hessens Landwirtschaft von ihrer besten Seite. Der Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert – also Flächen mit besonderer Artenvielfalt – liegt stabil bei 18 %. Damit liegt Hessen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 13,4 %. 

Besonders hervorzuheben: Über die Hälfte dieser Flächen sind artenreiche Grünlandflächen. Sie bieten Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten und sind ein zentraler Baustein für den Erhalt der Biodiversität im Offenland. Die Zahlen zeigen: Biodiversität und Landwirtschaft schließen sich nicht aus – im Gegenteil.

Bauernverband: „Jetzt braucht es Verlässlichkeit“

Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßt diese Entwicklungen – und fordert politische Rückendeckung. „Die Landwirte stehen zu ihrer Verantwortung für Umwelt und Klima“, betont DBV-Präsident Joachim Rukwied. „Aber sie brauchen Planungssicherheit und wirtschaftliche Perspektiven.“ Die GAP-Vereinfachung ist ein erster Schritt, reichen jedoch noch nicht aus. Die Landwirte bräuchten weniger Auflagen und mehr Vertrauen in ihre Kompetenz.

Zentrale Forderungen des hessischen Bauernverbandes sind:

•         Stärkung und sichere finanzielle Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik 

•         Stärkung der Förderung moderne Technik und Ausbau der Digitalisierung

•         Stärkung von Kooperationen statt enger gesetzlicher Vorgaben

•         deutlicher Abbau der Bürokratie

Fazit: Nachhaltigkeit braucht Rückenwind

Hessens Landwirtschaft zeigt, wie nachhaltiger Wandel gelingen kann – mit messbaren Erfolgen bei Stickstoff und Biodiversität. Doch damit dieser Weg weiter beschritten werden kann, braucht es politische Verlässlichkeit, Investitionen und eine Agrarpolitik, die den Bauern nicht im Weg steht, sondern sie unterstützt.