Zwischen Artenvielfalt und Futterproduktion: Hessens Grünland im Fokus.

22.10.2025
Bei der gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse Betriebsmanagement und Biodiversität wurde deutlich: Extensives Grünland sichert Artenvielfalt, intensiver genutztes Grünland bleibt für Futter und Klimaschutz unverzichtbar. Die Politik muss beide Wege wirtschaftlich ermöglichen.
Wasserbüffel auf extensiven Grünland
©

Gemeinsame Fachausschuss Sitzung: Austausch auf Augenhöhe in Alsfeld

Am 21. Oktober 2025 kamen die Fachausschüsse Betriebsmanagement & Energieeffizienz sowie Biodiversität im LLH Alsfeld zusammen. Vertreter aus Landwirtschaft, Umweltschutz, Verwaltung und Beratung diskutierten intensiv über die Zukunft des Grünlands in Hessen.

Die Tagesordnung reichte von der Frage „Warum brauchen wir extensives Grünland?“ über die Kosten der Bewirtschaftung bis hin zu innovativen Ansätzen wie der Landschaftspflege mit Wasserbüffeln. Besonders wertvoll war der offene Austausch zwischen Praxis, Beratung und Verbänden, der neue Perspektiven eröffnete und praxisnahe Lösungen in den Mittelpunkt stellte.

Extensivierung: Chance für schwache Standorte

Exkursion FA Betriebsmanagement und FA Biodiversität
©

Gerade auf ertragsschwachen Flächen kann Extensivierung sinnvoll sein. Reduzierte Düngung, spätere Mahd und angepasste Bewirtschaftung fördern die Artenvielfalt. Wichtig ist dabei, die Maßnahmen an das jeweilige Artenvorkommen anzupassen – ein vollständiger Verzicht auf Bewirtschaftung ist nicht zielführend.

Die Extensivierung von Flächen wird gesellschaftlich gefordert und wird spätestens seit der Förderperiode 2023-2027 intensiv über die GAP gefördert. Neben zahlreichen Öko-Regelungen stehen auch die HALM-Maßnahmen den Betrieben zu Verfügung. Zudem etablierten sich einige Extensivierungsmaßnahmen über Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen von Bau- und Infrastrukturmaßnahmen, so z.B. innovative Ansätze wie Landschaftspflege mit Wasserbüffeln.

Im Rahmen der gemeinsamen Sitzung wurde jedoch deutlich: Ohne die entsprechenden Fördersätze ist die Art der Bewirtschaftung für viele Betriebe wirtschaftlich nicht tragfähig. Die Kosten der maschinellen Bewirtschaftung extensiver Flächen bei einem deutlichen Minderertrag, sowie Qualitätsverlusten des Futters bleiben eine Herausforderung. Auch praxisfremde Fristen, welche für ganz Hessen gleichermaßen gelten, sind nicht zielführend.

Intensives Grünland: Umwelt- und Klimaschutz braucht regionale Futterproduktion

Intensiv genutztes Grünland ist kein Klimasünder. Im Gegenteil: Es bindet Kohlenstoff, liefert regionales hochwertiges Grundfutter und reduziert den CO₂-Fußabdruck. Die Sitzung in Alsfeld machte deutlich: Wer hier pauschal verteufelt, gefährdet Versorgungssicherheit und einen weiteren Abbau der hessischen Tierbestände. Auch intensiv bewirtschaftete Flächen leisten einen entscheidenden Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. 

 

Ohne Tierhaltung kein (extensives) Grünland

Kühe
©

(Extensives) Grünland mag zwar aus vielerlei Hinsicht für die Gesellschaft vorteilhaft sein, ist aber für die direkte menschliche Ernährung nicht verwertbar. Damit benötigen wir Tiere, um diese Pflanzen für uns über die Veredelung oder auch den Reitsport nutzbar zu machen. Nur wenn wir in Hessen eine ausreichende Tierhaltung und tierische Produktion beibehalten, wird Grünland in der Bewirtschaftung und damit Pflege bleiben.

Entscheidend bleibt, dass Grünland – ob extensiv oder intensiv genutzt – wirtschaftlich tragfähig ist. Dafür braucht es verlässliche Förderprogramme und Planungssicherheit, damit Hessens Betriebe nachhaltig wirtschaften können.

Erweiterung der Grünlandförderung um einen Humus-Klima Bonus

Humusaufbau und Klimaschutz sind zentrale Ziele einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Landwirtschaft. Die Grünlandbewirtschaftung in Hessen leistet hierzu einen messbaren Beitrag: Dauerhafte Bodenbedeckung, insbesondere durch rinderhaltende Betriebe, fördert die Kohlenstoffspeicherung und schützt das Klima. Um diese Leistungen langfristig zu sichern, fordert der Hessische Bauernverband die Weiterentwicklung der HALM-Grünlandförderung – konkret durch die Einführung eines Humus-Klima-Bonus im Rahmen der hessischen Agrarumweltmaßnahmen.

So kann die Förderstruktur effizienter und zielgerichteter weiterentwickelt werden – für mehr Klimaschutz, stabile Betriebe, regionale Kreisläufe und eine starke Grünlandwirtschaft in Hessen.