Über neue Züchtungstechnologien in EU-Parlament abgestimmt

08.02.2024
Bewegung in Brüssel. Langjährige Verbandsforderungen aufgenommen - neue Genomische Techniken würden zu erheblichen Fortschritten und Beschleunigungen führen. Die Anpassung von Anbausystemen an die heutigen Herausforderungen braucht die Nutzung des ganzen Werkzeugkastens.
Getreide Pflanze
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Weg frei für Trilogverhandlungen

Das EU-Parlament hat sich gestern, 07.02.2024, für eine einfachere Zulassung von Pflanzen, die mit den sogenannten neuen genomischen Techniken (NGT) gezüchtet werden, ausgesprochen. Damit haben die modernen Züchtungstechnologien die erste Hürde auf EU-Ebene genommen.

Mit der Entscheidung des Parlaments ist der Weg frei für Trilog-Verhandlungen mit der EU-Kommission und den EU-Mitgliedsstaaten. Hier gab es bislang noch keine Übereinstimmung hinsichtlich der Regulierung von NGT-Pflanzen.

Kategorisierung von NGT-Pflanzen

Laut abgestimmter Definition soll es zukünftig zwei Kategorien von NGT-Pflanzen geben. Kategorie-1-Pflanzen sollen vergleichbar sein mit natürlich entstehenden Mutationen und eine maximale Veränderung von 20 Basenpaaren vorweisen. Deshalb sollen sie vereinfacht zugelassen werden können und es darf keine Patentierung dieser Pflanzen geben.

Alle darüber hinaus gehenden Veränderungen des Genoms bedeuten die Kategorie-2. Pflanzen dieser Kategorie gelten auch in Zukunft als gentechnisch veränderter Organismus und sind in Ihrer Verwendung weiterhin stark reguliert.

Im Ökolandbau weiterhin Verbot von NGT

Im Ökolandbau soll die Nutzung von NGT weiterhin verboten sein, und zwar jedweder Kategorie. Sprich hier bleiben alle Regelungen dazu bestehen und der Ökolandbau setzt damit auch in Zukunft ausschließlich auf klassische Züchtungsmethoden.

Moderne Denkweisen bei Züchtungsmaßnahmen – kompletten Werkzeugkasten nutzen!

Die eingeschlagene Richtung in Brüssel greift damit endlich langjährige Verbandsforderungen auf.

Der Vierklang zwischen dem fortwährenden Wegfall von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, dadurch zunehmender Resistenzbildung, das verstärkte und immer ertragsgefährdendere Auftreten besonders von invasiven Schädlingsarten und Krankheiten und schließlich den politischen Ansätzen zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes stellen den Ackerbau in Hessen vor große Herausforderungen. Gleichzeitig verschärft sich die Nutzungskonkurrenz für landwirtschaftliche Flächen laufend. Die Palette an ackerbaulichen Möglichkeiten zur Ertrags- und Qualitätssicherung wird immer kleiner. Im Zuge des Klimawandels nimmt auch die Geschwindigkeit zu, in der sich Anbausysteme und Nutzpflanzen an veränderte und extremere Standortbedingungen anpassen müssen.


Es ist essenziell, die landwirtschaftliche Produktion auf der zur Verfügung stehenden Fläche nachhaltig zu erhöhen bzw. zu sichern. Eine wichtige Säule für den Erhalt der Ertragssicherheit und einer zukunftsorientierten Bewirtschaftung ist und bleibt die Züchtung zukunftsfester Sorten. Vor allem sollte auch der Beschleunigung von Züchtungsfortschritten bei Pflanzen besondere Beachtung geschenkt werden. Der klassische Züchtungsprozess ist gerade bei Kulturen wie Weizen aufwändig und langwierig. Durch neu entwickelte Züchtungsmethoden konnte die Züchtung neuer Sorten im Laufe der Zeit immer genauer und zielgerichteter durchgeführt werden und so die Effizienz des Züchtungsprozesses gesteigert werden. Die neuen Verfahren der Genomeditierung, wie CRISPR/Cas9, bieten nun die Möglichkeit, spezifische Veränderungen im Genom mit höherer Präzision und Effizienz herbeizuführen. Bei der Bewertung dieser Verfahren sollte nicht die Technik, sondern die Art der Veränderung im Vordergrund stehen. Durch Genomeditierung erzeugte Punktmutationen unterscheiden sich nicht von natürlichen Mutationen oder der ungerichteten Mutagenese. Die Vorteile der Genomeditierung liegen neben der deutlichen Beschleunigung des Züchtungsprozesses auch in der beschleunigten Domestizierung alter Landsorten oder stressresistenter Wildpflanzen. Die Hauptanwendungsbereiche liegen in der Verbesserung agronomischer Eigenschaften (Ertrag und Wachstumseigenschaften), einer verbesserten Stickstoffeffizienz, besseren Nahrungs- und Futtermittelqualitäten wie auch einer verbesserten Krankheitsresistenz.

Der Erhalt eines breiten Sortenspektrums in Hessen gewährleistet eine standortangepasste Sortenwahl für Landwirte und verdeutlicht die Wichtigkeit, auch weiterhin je nach Anbauregion über die Sorte Erträge und Ernten zu sichern.