In der heutigen Zeit, in der der Klimawandel immer stärker spürbar wird, sehen sich landwirtschaftliche Betriebe in Hessen und darüber hinaus mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert.
Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen, Hagelstürme und Spätfröste haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen und führen zu spürbaren negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf vielen hessischen Betrieben.
Auch die Koalitionspartner CDU und SPD in Hessen haben diese Entwicklung und Auswirkungen im Jahr 2021 bei der Koalitionsverhandlung gesehen und im Koalitionsvertrag folgendes niedergeschrieben: „Neben der Anpassung wollen wir auch Mehrgefahren-Versicherungslösungen fördern, um Landwirte gegen Risiken durch Extremwetterereignisse abzusichern. Hierfür werden wir mit der Versicherungswirtschaft nach fairen Lösungen suchen („Hessen-Police“)“
Der Hessische Bauernverband begrüßt diese Vereinbarung ausdrücklich und sieht dort einen wichtigen und zentralen Schritt in der Absicherung der hessischen Betriebe.
Nach rund 1,5 Jahren Regierungszeit fehlt es jedoch noch immer an der Umsetzung der Mehrgefahrenversicherung in Hessen. Der HBV fordert die Landesregierung dazu auf, dieses Ziel schnellstmöglich umzusetzen.
Die Bedeutung von Mehrgefahrenversicherungen
Die spürbare Zunahme von Extremwetterereignissen erfordert wirksame Anpassungsstrategien. Anbaudiversifizierung, Sortenwahl oder die konservierende Bodenbearbeitung sind hier nur einige Ansatzpunkte, die in der Praxis bereits etabliert sind. Diese betrieblichen Anpassungsstrategien stoßen jedoch finanziell auf ihre Grenzen, sodass eine staatliche Unterstützung an Bedeutung gewinnt.
Mehrgefahrenversicherungen bieten den landwirtschaftlichen Betrieben eine Möglichkeit, sich gegen eine Vielzahl von Risiken, die durch den Klimawandel verstärkt werden, abzusichern. Im Gegensatz zu konventionellen Versicherungen, die oft nur einzelne Schadensarten abdecken, ermöglichen Mehrgefahrenversicherungen eine breitere Absicherung. Sie umfassen häufig unter anderem Schutz gegen:
- Extremwetterereignisse wie Sturm und Hagel
- Hochwasserschäden
- Dürreschäden
- Frostschäden
Dieser umfassende Schutz ist zentral in einer Zeit, in der die Wetterbedingungen immer unvorhersehbarer werden.
Ein Blick über die Grenzen Hessens hinaus
Ein Blick auf unsere europäischen Nachbarn zeigt, dass Mehrgefahrenversicherungen und Präventionszulagen für das Risikomanagement nicht neu sind. Mehr als 75 % der EU-Mitgliedsstaaten bieten den landwirtschaftlichen Betrieben diese Möglichkeit.
Auf nationaler Ebene setzen die unterschiedlichen Bundesländer die Mehrgefahrenversicherungen sehr heterogen um. Landwirtschaftliche Betriebe in Bayern, Niedersachsen und einigen weiteren können bereits heute schon auf die MGV zugreifen. In Hessen fehlt es noch an der Umsetzung.
Aus den Erfahrungen einiger Bundesländer lässt sich zudem erkennen, dass die Mehrgefahrenversicherungen finanziell günstiger sind als staatliche „Ad hoc-Hilfen“ für bestimmte Schadereignisse. Eine breite Teilnahme seitens der Landwirtschaft würde die „Ad hoc-Hilfen“ letztendlich überflüssig machen.
Unterstützung des Bundes
Seit einigen Jahren wird eine Ko-Finanzierung seitens des Bundes diskutiert. Dabei können die Mehrgefahrenversicherungen als eigenständige Maßnahme in der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe (GAK) etabliert werden.
Eine Überprüfung dessen haben CDU und SPD im Koalitionsvertrag für die 21. Legislaturperiode des Bundestages festgelegt. Der Hessische Bauernverband begrüßt dies und sieht dort eine klare Chance für die Etablierung von Mehrgefahrenversicherungen.
Die Notwendigkeit in Hessen
Zahlreiche hessische Betriebe verzeichneten in den letzten Jahren erhebliche Schäden durch die Zunahme von extremen Wetterereignissen. Dabei führen die Betriebe heute schon unterschiedlichste Maßnahmen, wie eine Risikostreuung durch Anbaudiversifizierung, konservierende Bodenbearbeitung und einen effizienten Technikeinsatz durch. Diese Anpassungsstrategien sind in Zeiten des Klimawandels jedoch begrenzt, sodass die Einführung und Förderung einer Mehrgefahrenversicherung ein dringendes Anliegen für unsere Betriebe in Hessen ist. Letztlich sichern Mehrgefahrenversicherungen die wirtschaftliche Planbarkeit der Betriebe ab; Ad hoc-Hilfen sind Billigkeitsleistungen, auf die kein Anspruch besteht. Mit der Mehrgefahrenversicherung können die Betriebe wesentlich zukunftssicherer wirtschaften.
Schlussfolgerung
Mehrgefahrenversicherungen sind in Zeiten des Klimawandels unverzichtbar. Sie bieten den landwirtschaftlichen Betrieben in Hessen die notwendige Sicherheit, um weiterhin produktiv und nachhaltig arbeiten zu können. Der HBV fordert daher die Einführung und Förderung einer hessischen Mehrgefahrenversicherungen, um die Betriebe zukunftssicher aufzustellen.