Krise am Schweinemarkt

25.02.2022
Aufgrund der prekären Lage der Schweinehalter in Hessen stellt der Hessische Bauernverband Forderungen an Marktpartner und Politik.
Zwei Schweine
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„Unsere Schweinehalter leiden seit fast zwei Jahren unter ruinösen Erzeugerpreisen und schreiben tiefrote Zahlen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und wissen nicht, wie es weitergehen soll.“ So wird die existenzgefährdende Lage der hessischen Schweinehalter in einem Forderungspapier des Hessischen Bauernverbandes (HBV) beschrieben, das am 24. Februar in einer Videokonferenz vom HBV-Verbandsrat beschlossen wurde. „2021 ist die Zahl der in Hessen gehaltenen Schweine im Vergleich zu 2020 um 13,8 Prozent gesunken. Bei den Sauen gab es sogar ein Minus von 14,7 Prozent. Dieser erdrutschartige Rückgang ist sehr besorgniserregend“, betonte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal.

 

Nur drei Zehntel des in Hessen verzehrten Schweinefleischs kommen aus heimischer Erzeugung. Angesichts dieser dramatischen Entwicklung stelle sich die Frage, wie die von vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern gewünschte regionale Versorgung mit Schweinefleisch in Hessen sichergestellt werden könne. Der HBV erwarte deshalb vom Lebensmitteleinzelhandel ein klares Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft nach dem 5D-Modell (geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland) durch eine entsprechende Einkaufs- und Preispolitik. Gleiches gelte auch für Schlachtbetriebe, Verarbeitungsunternehmen, den Großhandel, Großverbraucher und die Gastronomie. Höhere Qualitäts- und Erzeugungsstandards müssten verlässlich und in vollem Umfang bezahlt werden. Des Weiteren komme es darauf an, Margengerechtigkeit herzustellen.

 

Die Politik wird aufgefordert, die Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung schnell und vollständig umzusetzen. Dazu gehöre vor allem eine verlässliche Finanzierung, wie von der Borchert-Kommission vorgeschlagen. Darüber hinaus sei die Einführung einer verbindlichen Herkunfts- und Haltungskennzeichnung, unerlässlich. Der Handel müsse diese konsequent umsetzen, und zwar nicht nur für Frischfleisch, sondern für alle Fleischwaren. Notwendige Änderungen im Bau- und Genehmigungsrecht zum Bau von „Tierwohl-Ställen“ müssten jetzt endlich in Angriff genommen werden.


Die Marktpartner werden aufgefordert, langfristige und verlässliche Verträge mit angemessenen Basispreisen und Abnahmegarantien mit Erzeugern abzuschließen. Auf der Grundlage eines fairen Umgangs innerhalb der Lieferkette sollten tragfähige Vermarktungskonzepte, Preismodelle und Marketingstrategien gemeinsam entwickelt werden. „Unsere Betriebe brauchen vor allem Planungssicherheit und Zukunftsperspektiven“, so Schmal.

 

Das vollständige Forderungspapier finden Sie hier im Download.