Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft im Fokus – Vertreterversammlung des Hessischen Bauernverbandes 2023

30.11.2023
Gestern fand die diesjährige Vertreterversammlung des Hessischen Bauernverbandes (HBV) in Friedrichsdorf-Köppern statt.
Vertreterversammlung 2023
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Gestern fand die diesjährige Vertreterversammlung des Hessischen Bauernverbandes (HBV) in Friedrichsdorf-Köppern statt. Karsten Schmal, Präsident des HBV, ging auf die aktuellen Geschehnisse in der hessischen, deutschen und europäischen Agrarpolitik ein. Neben der hessischen Landtagswahl hätten dieses Jahr insbesondere die einstigen Pläne zur Kürzung der GAK-Mittel, die Haushaltskrise des Bundes, die Auswirkungen des Klimawandels sowie absolut inakzeptable europapolitische Vorhaben im Zentrum der Verbandsarbeit gestanden. Welche drastischen Auswirkungen eine Politik der Verbote und Auflagen für die Zukunftsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe bedeute, habe der HBV in zahlreichen Schreiben, Stellungnahmen, Positionspapieren und Gesprächen den politisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene immer wieder mit auf den Weg gegeben. Mit Erfolg: Der Ausgang der hessischen Landtagswahl sei ein gutes Ergebnis für die Landwirtschaft. Die Aussagen in den Eckpunkten einer Hessenkoalition der Verantwortung seien durchweg positiv zu bewerten. Die Etablierung eines eigenen Landwirtschaftsgesetzes, die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht, ein eigenes Landwirtschaftsministerium und vieles mehr würden die Landwirtschaft zukünftig stärken. Und die Landwirtschaft stärken bedeute auch eine Stärkung der ländlichen Räume. Torben Eppstein, Vorsitzender der Hessischen Landjugend, formulierte, dass die Landjugend „gigantisch hohe Erwartungen“ an die Politik nach der Hessenwahl habe. Gemeinsam müssten Ziele formuliert werden, damit die Zukunft der Landwirtschaft rosiger werden könne als die vergangenen Jahre.

Der HBV-Präsident betonte, dass nicht nur die hessische Landtagswahl als Erfolg für die Landwirtschaft gewertet werden könne, auch die Entscheidung des EU-Parlaments zur Ablehnung der Sustainable Use Regulation (SUR) sei äußerst positiv zu sehen. Pauschalverbote und praxisferne Vorgaben hätten die Existenz landwirtschaftlicher Betriebe und die Ernteerträge gefährdet. Die Erleichterung über diese Entscheidung heiße jedoch keinesfalls, dass die Landwirtinnen und Landwirte die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln ablehnen würden, ganz im Gegenteil: Die Landwirtschaft stelle sich den gesellschaftlichen Entwicklungen und hoffe nun auf einen kooperativen Ansatz bei der Pflanzenschutzmittelreduktion auf EU-Ebene.

Generell seien gemeinsame Lösungen die Devise, denn mit Solidarität und Kooperation könne gemeinsam an einem Strang gezogen werden – mit verlässlichen und kontinuierlichen Rahmenbedingungen seitens der Politik und Zukunftsperspektiven für die ländlichen Räume. Dazu gehöre auch ein Wandel des traditionellen Selbst- und Rollenverständnisses sowie eine sich weiterentwickelnde Kommunikation.

Thorsten Schorr (CDU), Erster Kreisbeigeordneter Hochtaunuskreis, hob in seinem Grußwort die wichtige Rolle der Landwirtinnen und Landwirte als Multiplikatoren im ländlichen Raum hervor. Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter seien die Sprachrohre in und aus der Landwirtschaft.

Zusätzlich stand die Wiederwahl der Vizepräsidenten Thomas Kunz und Volker Lein auf der Tagesordnung. Beide Vizepräsidenten wurden mit einer überwältigenden Mehrheit wiedergewählt. Karsten Schmal dankte für die bisherige gute Zusammenarbeit, er freue sich auf eine weitere Amtsperiode mit Thomas Kunz und Volker Lein.

Anschließend stand die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft im Fokus der Vertreterversammlung. Sandra Koer, Mitarbeiterin für Social Media und Marie-Claire von Spee, Pressesprecherin des HBV, präsentierten die aktuellen Aktivitäten und Ziele der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des HBV. Neben der klassischen Pressearbeit und der Mitgliederinformation stünden auch die Information von Verbraucherinnen und Verbrauchern im Zentrum der Öffentlichkeitsarbeit. Mit der Marke „Hessens Bauern“ arbeite der HBV daran mehr Verständnis für die Landwirtinnen und Landwirte zu gewinnen und eine Beziehung zwischen den Produkten im Supermarkt und der Landwirtschaft wiederherzustellen. Besonders gut gelinge dies durch die Beiträge auf den Social-Media-Kanälen und kurzen Erklärvideos, den sogenannten Reels.

Hauptreferent des Tages war Markus Rediger, langjähriger Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes (LID) der Schweiz, mit seinem Vortrag „So geht Kampagne; Kommunikation der Landwirtschaft in die Gesellschaft“. Die Hauptaufgabe des Schweizer Bauernverbandes sei die politische Arbeit, der LID sei eine neutrale Informationsquelle über Landwirtschaft. Mit vielfältigsten Herausforderungen konfrontiert, baue der LID Brücken zwischen der Land- und Stadtbevölkerung. Durch die direkte Demokratie in der Schweiz kann mit einem Referendum – dafür sind 100.000 Unterschriften notwendig – eine Volksabstimmung über ein bestimmtes Thema erforderlich werden. Dadurch funktioniere die Arbeit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Kampagnen. Das „Erfolgsrezept“, um Kampagnen positiv für die Landwirtschaft zu lenken, seien eine gute Organisation, gute Argumente, viel „Herzblut“ sowie gutes Marketing und Kommunikation. Die Kampagnenarbeit werde in drei Phasen unterteilt: Die Phase der Aufklärung und Information läutet den Beginn einer Kampagne ein, danach folgt die Vorkampagne (Plakate, Banner, etc.) und anschließend die finale Abstimmungskampagne. Gefällige Titel und Formulierungen sowie eine schonungslose Situationsanalyse würden dazu beitragen, eine Kampagne zum Erfolg zu führen. Begleitend zu den Kampagnen werde viel Wert auf eine gute Basiskommunikation gelegt, bei der der LID eine wichtige Rolle spiele.