Doch eines steht fest: Die Landwirtschaft, insbesondere in Hessen, ist längst auf dem richtigen Weg – und das zeigen die Zahlen eindrucksvoll. So bedeutet dies für Hessen jedoch keine grundlegende Änderung des bestehenden Düngerechts.
Fakten statt Vorurteile: Die Landwirtschaft als Teil der Lösung
Die Landwirtschaft steht oft im Fokus, wenn es um Nitrat im Grundwasser geht. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: In Hessen sind von 127 Grundwasserkörpern 98 im guten Zustand, nur 20 sind wegen Nitrat belastet. Die Ursachen für Belastungen sind vielfältig – von natürlichen Standortfaktoren bis zu nicht-agrarischen Quellen wie Siedlungen und Verkehr. Die pauschale Schuldzuweisung an die Bauern ist schlicht falsch.
Beratung wirkt – und zwar messbar
Die WRRL-Gewässerschutzberatung in Hessen ist ein Erfolgsmodell: Über 5.700 Betriebe werden jährlich erreicht, 780 Leitbetriebe dienen als Vorbilder. Die Bilanz: Von 2009 bis 2020 haben die intensiv beratenen Betriebe ihre Stickstoffüberschüsse um rund 35 kg N/ha reduziert. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Wissenstransfer, Praxisnähe und dem Willen zur Verbesserung.
Fortschritt durch Technik und Beratung
Die hessischen Landwirte setzen auf moderne Technik, präzise Düngung und nachhaltige Fruchtfolgen. Die Düngeverordnung und die Beratung greifen: Die Brutto-Hoftorbilanz der Leitbetriebe sinkt, der Umgang mit organischen Nährstoffträgern wird immer besser. Die Herausforderungen bleiben – etwa bei viehstarken Betrieben –, aber der Trend ist eindeutig positiv.
Gewässerschutz braucht Verlässlichkeit – und politische Unterstützung
Die Landwirtschaft kann den Gewässerschutz nicht allein schultern. Die Politik ist gefordert, die Beratung weiter zu stärken, Investitionen in moderne Technik zu fördern und die Messnetze für eine faire Bewertung auszubauen. Denn: Die Ausweitung der mit Nitrat belasteten Gebiete in Hessen ist auch Folge veränderter Messmethoden und nicht allein der Landwirtschaft zuzuschreiben.
Hessen im Vergleich: Umfang der Schutzgebiete auf hohem Niveau
Hessen nimmt beim Gewässerschutz eine Vorreiterrolle ein. Aktuell sind etwa 18–20 % der Landesfläche als mit Nitrat belastete Gebiete ausgewiesen – das entspricht rund 3800 km². Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist das Messnetz in Hessen auf einem guten Weg und wurde in den letzten Jahren um mehr als 300 % erweitert. 483 Messstellen sind derzeit im Ausweisungsmessnetz aktiv, weitere werden geprüft und neu errichtet. Die Ausweisung erfolgt nach strengen Kriterien und soll in Zukunft auch überprüft werden. Hinzu kommt eine hohe Anzahl an Gewässerschutzgebieten- diese liegen mit rund 40% an der Landesfläche im Ranking der Bundesländer weit vorne. Hessen hat mehr seiner Landesfläche als Wasserschutzgebiete ausgewiesen als die 15% Landesfläche im Bundesdurchschnitt. Der Hessisches Bauernverband erwartet aufgrund der bestehenden Gebietskulissen und nachgewiesen Wirkung der Maßnahmen, keine Auswirkungen auf die hessische Landwirtschaft.
Politische Forderungen des Hessischen Bauernverbandes
Der Hessische Bauernverband fordert: Politische Entscheidungen müssen die nachweislichen Erfolge der Landwirte im Gewässerschutz anerkennen. Statt neuer pauschaler Auflagen braucht es verlässliche Rahmenbedingungen, Förderung effizienter Technik, Unterstützung regionaler Nährstoffkreisläufe und mehr Dialog mit der Praxis. Weiter ist ein einheitliches Vorgehen aller Bundesländer beim Gewässerschutz notwendig, damit die hessische Landwirtschaft nicht im Wettbewerbsnachteil zu anderen Bundesländern steht. Nur so lassen sich Umwelt- und Versorgungsziele gleichermaßen erreichen.
Fazit: Verantwortung und Erfolg
Die Landwirtschaft produziert hochwertige Lebensmittel, erhält die Kulturlandschaft und schützt zugleich Ressourcen wie Boden und Wasser. Das geschieht nicht aus Zwang, sondern aus Verantwortung – und mit beachtlicher Produktivität: Ein Landwirt ernährt heute 147 Menschen, 1950 waren es zehn. Die Auflagen der Düngung zeigen Wirkung – Hessen ist der beste Beweis dafür.