Enzootische Hämorrhagie und Blauzungenkrankheit: Prävention durch Überwachung, Impfung und Zusammenarbeit

19.08.2025
Die Epizootische Hämorrhagie (EHD) stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Rinderbestände in Europa dar, wobei das Friedrich-Loeffler-Institut insbesondere in den Monaten Mai bis Oktober ein hohes Risiko für Deutschland sieht.
Kühe
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Aktuelle Bedrohungslage für Rinderbestände in Europa

In den vergangenen Monaten wurden in mehreren Nachbarländern Deutschlands Infektionen mit dem Virus der Enzootischen Hämorrhagie (EHDV-8) sowie mit verschiedenen Serotypen des Blauzungenvirus (BTV-4, BTV-8 und BTV-12) gemeldet. Besonders betroffen sind Regionen in Frankreich, Belgien, Italien und Südspanien. Die Schweiz bleibt laut aktuellen Erkenntnissen weiterhin „frei von EHD“.

Risikoeinschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts: Handlungsbedarf in Deutschland

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bewertet in seiner qualitativen Risikoeinschätzung vom 15. Mai 2025 die Gefahr einer Einschleppung von EHDV-8 nach Deutschland in den Monaten Mai bis Oktober als hoch. In dieser Zeit ist die Aktivität der übertragenden Gnitzen besonders ausgeprägt. Für die Monate April und November wird das Risiko als mäßig, für Dezember bis März als vernachlässigbar eingeschätzt. Eine analoge Einschätzung gilt für BTV-12, sofern neue Ausbrüche auftreten.

Symptome der Epizootischen Hämorrhagie (EHDV) bei Rindern

Die Krankheit zeigt bei Rindern ähnliche klinische Zeichen wie die Blauzungenkrankheit. Die Morbidität liegt zwischen 1 % und 18 %, während die Mortalität gewöhnlich niedrig ist. Dennoch kann die Erkrankung zu erheblichen Produktionsverlusten führen, insbesondere in Milchviehbetrieben, wo eine reduzierte Milchleistung beobachtet wird. Die passive Überwachung wird durch die Ähnlichkeit der Symptome mit der Blauzungenkrankheit erschwert 

Impfstrategien als Schlüssel zur Eindämmung

Die Impfung gilt als einzige wirksame Maßnahme zum Schutz empfänglicher Tiere. Belgien hat 2025 eine verpflichtende Impfung gegen EHD eingeführt. Frankreich reagierte bereits 2024 mit einem 50 km breiten Impfgürtel, in dem rund eine Million Rinder geimpft wurden. Die bisherigen Maßnahmen zeigen Wirkung: Eine weitere Ausbreitung in Frankreich wurde 2025 bislang nicht beobachtet.

Hoffnung durch neuen Impfstoff: Hepizovac

Am 14. März 2025 wurde durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) eine vorläufige Zulassung für den Impfstoff „Hepizovac“ gegen EHDV-8 erteilt. Entwickelt von Ceva Tiergesundheit und CZ Vaccines, bietet der Impfstoff Schutz gegen den Serotyp, der für die jüngsten Ausbrüche verantwortlich ist. Die Zulassung erfolgte unter außergewöhnlichen Umständen aufgrund der dringenden Notwendigkeit, die Ausbreitung der Seuche zu kontrollieren. Allerdings bestehen noch offene Fragen zur Dauer der Immunität und zur Anerkennung im Rahmen der EU-Verbringungsvorgaben. Die Verfügbarkeit in Deutschland wird ab Herbst 2025 erwartet.