Erfolg für die Öko-Tierhaltung: EU-Kommission reagiert auf Forderungen des Bauernverbands zur Umsetzung der Weidepflicht

06.08.2025
Die intensive Arbeit des Bauernverbands in einer Verbände-Allianz mit u.a. Naturland, Demeter und Bioland für praxistaugliche Rechtsauslegungen in der Öko-Tierhaltung zeigt nun Wirkung: EU-Agrarkommissar Christophe Hansen kündigte Änderungen der EU-Ökoverordnung an.
Kühe
©

Erfolg beim Auslegungsstreit ums Öko-Recht: EU-Kommissar Hansen macht Weg frei für praxistaugliche Weidepflicht

Die intensive Arbeit von Bauernverbänden und Öko-Anbauverbänden zeigt endlich Wirkung. Der EU-Agrarkommissar Christophe Hansen kündigte in der letzten Woche an, die EU-Öko-Basisverordnung noch in diesem Jahr zu öffnen, um eine praxistaugliche Umsetzung der Weidepflicht zu ermöglichen. Damit ist ein entscheidender Schritt getan, um den Fortbestand ökologischer Milchviehbetriebe zu sichern und eine drohende Strukturkrise abzuwenden. Jetzt liegt es an Bund und Ländern, die Brücke zu bauen – mit flexiblen Übergangsregelungen und praktikablen Ausnahmen nach dem Vorbild des „Weidepapiers 2.0“.

Hintergrund: strikte Umsetzung der Weidepflicht bedroht Öko-Milchviehbetriebe

Die Generaldirektion Agri hatte im März 2025 ein EU-Pilotverfahren gegen Deutschland eingestellt – unter der Bedingung, dass künftig ausnahmslos alle ökologisch gehaltenen Pflanzenfresser Zugang zur Weide erhalten müssen. Diese Verschärfung stellt viele Öko-Milchviehbetriebe vor unlösbare Herausforderungen: Ortslagen, Verkehrswege oder infrastrukturelle Gegebenheiten machen eine gleichzeitigen Weidehaltung aller im Betrieb gehaltenen Tiergruppen teilweise unmöglich. Zuvor war es ausreichend, wenn Betriebe in solchen Fällen auf tierwohlgerechte Alternativen wie u.a. Laufhöfe zurückgriffen. Dies wollte die EU in Deutschland aber nicht mehr akzeptieren.

EU-Kommission zeigt Bewegung – Verbände-Initiative setzt Impulse

Ziegen grasen auf Weide
©

Beim Pichelsteiner Volksfest im Landkreis Regen (Bayern) kündigte Christophe Hansen an, die EU-Öko-Verordnung noch in diesem Jahr öffnen zu wollen. Ziel ist es, die ökologische Tierhaltung durch praxistauglichere Vorgaben zu stärken. Neben der Weidepflicht für Wiederkäuer sollen auch problematische Regelungen in der Geflügel- und Schweinehaltung überprüft werden.

Hansen forderte die Mitgliedsstaaten auf, bereits jetzt pragmatische Übergangsregelungen zu schaffen. Denn die Anpassung der EU-Ökoverordnung käme für die Betroffenen Betriebe zu spät. Als Grundlage verwies er auf das „Weidepapier 2.0“, das von einer breiten Verbände-Initiative – darunter Bayerischer Bauernverband, Bioland, Deutscher Bauernverband, Demeter und Naturland – entwickelt wurde

Anpassungen für Praxistauglichkeit unerlässlich für Zukunft der deutschen Öko-Tierhaltung

Der Hessische Bauernverband begrüßt ausdrücklich die angekündigte Öffnung der EU-Öko-Verordnung und sieht darin einen wichtigen Schritt zur Sicherung der ökologischen Tierhaltung in Deutschland. Dabei braucht es langfristig bei einer Öffnung der Verordnung unbedingt praxistauglichere und auch einheitliche Regelungen für die EU-Staaten. Eine einheitliche und faire Auslegung der Vorgaben ist unerlässlich, um gleiche Bedingungen für alle Öko-Betriebe in Europa und damit auch einen Fortbestand der Betriebe zu gewährleisten.

Bund und Länder am Zug

Kühe
©

Um den betroffenen Öko-Betrieben die notwendige Planungssicherheit zu geben, müssen nun Bund und Länder schnellstmöglich auf die Ankündigung reagieren. Sie müssen kurzfristig eine flexible Brückenlösung schaffen, die den Betrieben Klarheit gibt und den Fortbestand der ökologischen Tierhaltung in Deutschland gewährleistet. Eine starre Umsetzung der Weidepflicht würde viele bäuerliche Familienbetriebe zur Aufgabe zwingen – das gilt es zu verhindern.