Strukturbrüche und Existenzbedrohung
Die Schweinehaltung in Deutschland und in Hessen steht vor gewaltigen Herausforderungen und Strukturbrüchen. In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Schweine von über 670.000 Schweinen (2010) auf 370.300 Schweine (2025) zurückgegangen. Dies entspricht einem Rückgang von rund 45 Prozent. Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe ist sogar um rund 70 Prozent zurückgegangen. Diese Entwicklung bedroht nicht nur die Existenz vieler Betriebe, sondern auch die regionale Wertschöpfung sowie die Versorgungssicherheit.
Politische Entscheidungen mit weitreichenden Folgen
Seit Frühjahr 2024 konnten Schweinehalter über das Bundesprogramm „Umbau der Tierhaltung“ Zuschüsse für tiergerechte Stallneubauten und -umbauten sowie für laufende Mehrkosten beantragen. Gefördert wurden Frischluftställe, Auslaufställe, Freilandhaltung und ökologische Haltung – für Sauen, Aufzuchtferkel und Mastschweine.
Die unerwartete Beendigung des Bundesprogramms „Umbau der Tierhaltung“ (BUT) und die Streichung der zugesagten 1,5 Milliarden Euro durch Bundesminister Alois Rainer sind ein herber Rückschlag für die Branche und signalisieren den Stellenwert der regionalen Tierhaltung in Deutschland.
GAK-Rahmenplan soll nun den Umbau ermöglichen
Der Planungsausschuss für Agrarstruktur und Küstenschutz (PLANAK) hat den GAK-Rahmenplan für 2026–2029 beschlossen und damit auch die Wiederaufnahme der Investitionsförderung für besonders tiergerechte Ställe. Diese soll ab September 2026 nahtlos an den BUT-Auslauf anschließen. Damit soll der Umbau der Tierhaltung mit einer Länder-Ko-Finanzierung gelingen. Eine Überführung der zugesagten 1,5 Mrd. Euro in die GAK bleibt in dem Zuge allerdings aus.
Die Umsetzung liegt in der Hand der Länder
Der GAK-Rahmenplan bietet den Bundesländern die Möglichkeit, die Investitionsförderung für besonders tiergerechte Ställe anzubieten. Eine Umsetzung ist jedoch nicht verpflichtend. Weiterhin müssen die Bundesländer entscheiden, welche Relevanz die regionale Tierhaltung für sie hat und welchen Haushaltsanteil dafür bereitgestellt werden.
Die Verbraucher fordern – wollen Tierwohl jedoch nicht bezahlen
Seit Jahren wird der Umbau der Tierhaltung heiß diskutiert – in Politik und Gesellschaft. Umfragen zeigen: Verbraucherinnen und Verbraucher bekennen sich zum Tierwohl. Sie sagen, sie seien bereit, mehr zu zahlen. Doch an der Ladentheke sieht die Realität anders aus: Dort entscheidet der Preis. Und der Sieger ist meist das Produkt aus der niedrigsten Haltungsstufe.
Klar ist: Unsere Tierhalter sind bereit, diese Tierwohlleistungen umzusetzen! Da dieser Mehraufwand über den aktuellen Markt jedoch nicht abgedeckt werden kann, bleibt der Umbau der Tierhaltung hinter den gesellschaftlichen Erwartungen zurück.
Strohprämie für Hessen – Tierwohl und regionale Kreisläufe stärken
Neben der investiven Förderung in Stallneubauten und Stallumbauten bedarf es weiteren Bestrebungen der Politik hin zu mehr Tierwohl. NRW zeigt, wie es gehen kann: Eine Strohprämie schafft noch mehr Tierwohl, erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und stärkt den Tierhaltungsstandort Hessen. Wir fordern ein eigenes Programm für Hessen mit festen Fördersätzen je Tierart – unabhängig von Weidehaltung und auch für Jungvieh.
Warum Planungssicherheit jetzt entscheidend ist
Der gewünschte Umbau der Tierhaltung kann nur gelingen, wenn die Betriebe langfristige Planungssicherheit haben. Investitionen in neue Ställe und Tierwohlmaßnahmen sind kostenintensiv und erfordern verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen sowie eine gesicherte Anschlussfinanzierung. Ohne diese Voraussetzungen droht ein weiterer Strukturbruch in der Schweinehaltung.
Die hessische Landesregierung ist nun gefragt, den Umbau der Tierhaltung weiter voranzutreiben und die hessische Schweinehaltung zu sichern:
- 1:1-Umsetzung der GAK-Anforderungen in das hessische Agrarinvestitionsförderprogramm
- Finanzielle Stärkung des Umbaues der Tierhaltung durch hessische Haushaltsmittel, sowie Bundesmittel
- Vereinfachungen und Verlässlichkeit rechtlicher Rahmenbedingungen schaffen