Doch recht still bleiben relevante Akteure hinsichtlich eines verlässlichen Rahmens für diese Leistungen. Die Branche fragt sich: Wann wird die mit Kostennachteilen in offenen Märkten bepackte heimische Produktion zu Höchststandards endlich belohnt, statt weiter als selbstverständlich abgetan?
Wer zusätzliche Leistungen erwartet, muss auch liefern
Es ist ein vertrautes Muster: Die landwirtschaftlichen Betriebe liefern – Politik und Gesellschaft applaudieren verhalten und reden über neue Auflagen. Dabei sind die Leistungen der Landwirtschaft für Klima, Umwelt und Biodiversität längst ein unsichtbares Fundament unserer Gesellschaft. Sie schaffen Lebensräume, sie halten Böden ertragsfähig, sie binden Kohlenstoff, und tragen so ganz neben auch noch zur Versorgungssicherheit bei. Doch all das ist wirtschaftlich nur darstellbar, wenn diese Leistungen nicht als ehrenamtlicher Nebenjob, sondern als vergütete Zukunftsaufgabe mit signifikantem Anteil am Betriebsergebnis anerkannt werden.
Zwischen immer mal wieder zu vernehmender verbaler Anerkennung und konkreten politischen Signalen klafft eine Lücke. Die Worte von Bundesminister Schneider zum deutschen Bauerntag wirken wie das täglich grüßende Murmeltier, das Kooperation und Anreize für sinnvoll hält – hoffentlich schmeißt der pragmatisch wirkende Minister nicht im Schatten der Hürden in der praktischen Umsetzung in der deutschen Verwaltungslogik das Handtuch. Klar ist: wer von einem Berufsstand zusätzliche Leistungen erwartet, muss auch liefern: Planungssicherheit, Honorierung und faire Rahmenbedingungen. Die Zeit gerade zählt und stellt fundamentale Weichen.
Gebetsmühlenartig: Kooperation statt Verbotspolitik
Gerade Hessen zeigt, wie es gehen kann. Mit der Kooperationsvereinbarung Landwirtschaft und Naturschutz wurden tragfähige Wege gefunden, um Artenschutz und Bewirtschaftung in Einklang zu bringen. Die hessische Agrarstruktur ist kleinräumig, reich an Randstrukturen und von Natur aus biodiversitätsfreundlich. Der Fortschrittsbericht zur Nachhaltigkeitsstrategie Hessen resümiert: Die Betriebe leisten einen erheblichen Beitrag zu Artenvielfalt, Ressourcenschutz und Ernährungssicherheit. Diese Stärken müssen ausgebaut werden – nicht durch immer neue Verbote, sondern durch gezielte Förderung freiwilliger Maßnahmen, wie es der Hessische Bauernverband seit Jahren fordert. Und wieso? Weil es funktioniert. Und es braucht eine Übersetzung von politischem und gesellschaftlichem Wunsch: Wer Nachhaltigkeit fordert, muss bereit sein, sie auch zu bezahlen. Der HBV fordert seit Langem eine gesetzliche Verankerung des Anspruchs auf finanzielle Honorierung von Umwelt- und Klimaleistungen.
Eine Chance für den Neustart
Die Diskussion über Nachhaltigkeit muss neu aufgestellt werden und gerade ist ein sehr guter Zeitpunkt dafür. Die Herausforderungen einer stets komplexeren Weltwirtschaft können Nachhaltigkeitsleistungen und eine grundlegende ökonomische Stabilität der Branche verbinden. Sie darf nicht als einseitige Verpflichtung der Landwirtschaft verstanden werden, sondern als Partnerschaft zwischen Erzeugern, Gesellschaft und Politik. Jetzt braucht es mutige Charaktere, die die Zeichen der Zeit erkennen und das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Ran an die dicken Bretter!